Vertrauen ist Sache der Anderen?

leadership vertrauen Jan 31, 2022
 

Ich erlebe es leider immer wieder, dass Vertrauen eine Sache der Anderen ist. Es gibt kein Vertrauen im Unternehmen. Mein Chef vertraut mir nicht. Die Stakeholder müssen doch unserem Team vertrauen. Und so weiter und so fort.

Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.

Lass uns mal bei uns selbst beginnen. Vertrauen wir unserem Team, unseren Kollegen, den anderen Teams? Ich vermute, dass es zwei Kategorien von Menschen gibt. Die einen werden sagen: “Ja selbstverständlich, jeder verdient einen Vertrauensvorschuss.” Die anderen antworten im Brustton der Überzeugung: “Nein, selbstverständlich nicht, Vertrauen muss man sich erarbeiten”.

Ich bin starker Verfechter der ersten Variante, d.h. des Vertrauensvorschusses. Dafür habe ich auch eine Erklärung, von der ich zwar nicht weiß, ob sie stimmt, die ich aber zumindest plausibel finde.

Vertrauen kann sich im Zeitverlauf verändern, es kann stärker werden oder auch in Misstrauen umschlagen. Lass uns mal zwei Szenarien durchdenken. Du hast einen neuen Kollegen im Team, den du überhaupt nicht kennst.

Szenario 1: er entpuppt sich als voll vertrauenswürdig. Wenn du ihm von vornherein dein Vertrauen schenkst, kannst du über die gesamte Zeit von einer vertrauensvollen Zusammenarbeit profitieren. Wenn er sich dein Vertrauen erarbeiten muss, ist diese Zeit deutlich kürzer.

Szenario 2: Eure Zusammenarbeit muss sich rütteln und schütteln. Wenn du ihm von Anfang an vollstes Vertrauen schenkst, wirst du vielleicht ein wenig enttäuscht und das Vertrauen wird im Zeitverlauf wieder stärker. Wenn er sich das Vertrauen erarbeiten muss, sparst du dir die Enttäuschung, aber der Zeitpunkt der vertrauensvollen Zusammenarbeit beginnt deutlich später.

Du siehst: Mit der Variante “Vertrauen muss man sich erarbeiten” verringerst du dein Risiko der Enttäuschung, gleichzeitig verschenkst du die Chance einer längeren vertrauensvollen Zusammenarbeit.

Wenn’s so leicht wäre, würde es ja jeder tun... Die Enttäuschung kommt ja immer dann, wenn die eigene Erwartung nicht erfüllt wurde. Achtung: Die eigene Erwartung! Hier stelle ich immer wieder fest, dass zwei Gründe hauptsächlich verantwortlich sind:

  1. Du hast deine Erwartung nicht klar kommuniziert
  2. Der anderen Personen fehlt das notwendige Wissen oder die notwendigen Fertigkeiten

Lass mich das mit ein paar Beispielen unterfüttern. Du bist enttäuscht, dass eine vertrauliche Information im Team die Runde macht. Aber du hast vergessen, diese Information als vertraulich zu kennzeichnen. Du bist enttäuscht, dass eine Präsentation nicht deinem Qualitätsniveau entspricht. Aber du hast vergessen, dein Qualitätsniveau zu artikulieren. Du bist enttäuscht, dass die super wichtige User Story nicht fertiggestellt wurde. Aber du hast vergessen, die Bedeutung der Timeline zu kommunizieren. Du bist enttäuscht über den Testplan, aber dein Kollege hat noch nie einen Testplan erstellt. Du bist enttäuscht über die Farbwahl der Oberfläche, aber dein Kollege kannte nicht euren Styleguide. The list goes on and on...

Was will ich damit sagen? Ich drücke es pointiert aus:

Neue Kollegen müssen sich nicht dein Vertrauen erarbeiten. Sie müssen lernen, deine Gedanken zu lesen.

Ich hoffe, dass dir diese Gedankenanregungen geholfen haben und du vielleicht die eine oder andere Idee umsetzen kannst. Wenn du selber in der Situation bist, dass du dir das Vertrauen erarbeiten musst, empfehle ich dir meinen Beitrag zur Vertrauensformel. Und wenn du persönliche Unterstützung benötigst, sprich mich einfach an.

In jedem Fall denk immer daran: Das Leben ist zu kurz, um in beschissenen Projekten zu arbeiten! 

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