Brauchst du ein Zahnrad oder einen Mit-Denker, Mit-Innovator, Mit-Arbeiter?

leadership team Jan 30, 2023
 

Ich würde dich gerne zu einem Gedankenexperiment einladen. Viele Arbeitsweisen in Unternehmen werden ja gar nicht hinterfragt. Es wird so gemacht, weil es schon immer so gemacht wurde. So auch die Suche nach neuen Mitarbeitern für bestimmte Stellen oder Teamrollen. Aber ist das, was wir schon immer so gemacht haben, auch wirklich gut?

Vor einigen Jahren hatte ich gleich zwei Aha-Erlebnisse:

  1. Ein ehemaliger Kollege, den ich sehr schätzte, äußerte Interesse, in meinem damaligen Unternehmen zu arbeiten. Coole Sache, der Mann war wirklich gut. In der Personalabteilung zuckte man nur mit den Schultern und erklärte „es sei gerade keine passende Stelle frei”. Hä? So eine Chance kann man sich doch nicht entgehen lassen? Doch, man konnte.
  2. Ich bot an, auf einer Jobmesse für Uni-Absolventen unser Unternehmen zu vertreten. Überraschte Blicke, warum ich mir denn die Mühe machen wollte?! Ich hätte in meiner Abteilung doch gar keine freien Stellen.

Warum war ich so verblüfft (und bin es immer noch, wenn ich Vergleichbares erlebe)? Dieser ganze „Stellenwahnsinn” geht von einem – zumindest aus meiner Sicht - überholten Unternehmens- und Menschenbild aus. Das Unternehmen ist eine Maschine mit vielen Einzelteilen und Zahnrädern. Manche Zahnräder sind (leider) Menschen. Insofern beschreiben wir dieses menschliche Zahnrad genau wie jedes andere Maschinenteil.

Beispiel: SCHRAUBE ABGEFLACHTER HALBRUNDKOPF UND INNENSECHSKANT, ISO 7380-1, Edelstahl A2-070, blank, RoHS-konform, M3, Länge 10mm, Kopfdurchmesser 5,7mm

Ja, so eine Schraube ist weitestgehend standardisiert. Ja, so eine Schraube kann man millionenfach in gleichbleibender Qualität herstellen.

Es gibt nur einen Haken... Menschen sind keine Schrauben. Menschen sind nicht standardisiert, sondern höchst individuell. Menschen kann man auch nicht klonen, die Qualität schwankt nicht nur von Exemplar zu Exemplar, sondern sogar abhängig von der Tagesform.

Warum machen wir uns die Mühe mit Stellenbeschreibungen, wenn von vornherein klar ist, dass dieser Ansatz nicht funktioniert?

Lass uns den Gedanken doch mal umdrehen: Warum suchen wir nicht nach talentierten Menschen, die dafür brennen, in unserem Unternehmen zu arbeiten und unsere Kunden zu begeistern? Warum identifizieren wir nicht die individuellen Stärken und Präferenzen dieser Menschen? Warum finden oder kreieren wir nicht die perfekte Aufgabe für diese Menschen, so dass wir von der Individualität, Kreativität, Leidenschaft und Motivation profitieren können? Revolutionär, oder?

Jetzt denkst du vielleicht „mag ja alles sein, aber ich stelle ja keine Leute ein, ich arbeite als Product Owner”. Nun, oft ist die Situation so ganz anders nicht. Auch in der Softwareentwicklung überwiegt oft der „Rollengedanke”. Ich suche einen Backend-Entwickler mit Kenntnissen in X,Y,Z. Zuerst die Rolle mit den Anforderungen, dann der Mensch. Richtig schlimm sieht es aus, wenn extern gesucht wird – bei den Projektangeboten in den einschlägigen Freelancer-Marktplätzen könnte man schon denken, es werden Schrauben eingekauft.

Hier kommt aber noch ein weiteres Problem zum tragen: Um eine bestimmte Rolle überhaupt beschreiben zu können, braucht es ein halbwegs klares Zielbild, d.h. die Lösung muss in Grundzügen schon stehen. Damit framest du dein Team aber bereits auf eine ganz bestimmte Lösung. Woher weißt du, dass andere Menschen nicht viel bessere Lösungsideen haben? Warum suchst du nicht Menschen, die sich selbst berufen fühlen, das von dir beschriebene Problem zu lösen - auf welche Art auch immer?

Ich weiß sehr wohl, dass wir mit einer anderen Herangehensweise überall gegen Wände rennen. Unternehmen funktionieren so nicht. Weder die Planungs- und Budgetierungsprozesse noch das Recruiting und erst recht nicht die Beschaffung. Aber ist es nicht ein interessantes Gedankenexperiment? Wie siehst du das? Sollten wir Menschen an eine Stelle anpassen oder lieber Stellen an den individuellen Menschen anpassen?

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