Braucht ein Product Owner einen Mentor?

leadership Dec 25, 2023
 

Braucht ein Product Owner einen Mentor? Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, denn es kommt auf die individuelle Situation und die persönlichen Ziele an. Ein Mentor kann ein wertvoller Ratgeber, Unterstützer und Sparringspartner sein, der einem hilft, die Rolle des Product Owners besser zu verstehen und auszufüllen. Aber ein Mentor kann auch eine zusätzliche Belastung darstellen, wenn er zu viel Zeit, Energie oder Einfluss fordert. In diesem Beitrag möchte ich einige Vor- und Nachteile von Mentoring für Product Owner beleuchten und Tipps geben, wie das Mentoring gestaltet werden kann.

Vorteile von Mentoring für Product Owner

Wenn es keine Vorteile gäbe, müsste man ja gar nicht über so etwas wie Mentoring nachdenken. Was also sind die wesentlichen Vorteile des Mentorings?

  • Ein Mentor kann seine Erfahrungen, Wissen und Best Practices mit dem Product Owner teilen und ihm so helfen, typische Fehler zu vermeiden, Herausforderungen zu meistern und sich weiterzuentwickeln. Wir müssen nicht alle die gleichen Fehler machen. Wir müssen nicht alle auf die glühende Herdplatte patschen um zu wissen, dass sie heiß ist und man sich die Pfoten verbrennt - wir können auch einem Mentor glauben, der uns davon berichtet und uns seine verschrumpelte Hand zeigt. Genauso im Projekt. Ja, jedes Projekt ist einzigartig, jedes Projektteam anders. Und dennoch gibt es immer wieder ähnliche Situationen und wiederkehrende Muster, so dass man von den Erfahrungen eines Mentors unheimlich profitieren kann.
  • Ein Mentor kann dem Product Owner Feedback geben, ihn ermutigen, loben und kritisieren. Er kann ihm auch helfen, seine Stärken und Schwächen zu erkennen und an ihnen zu arbeiten. Manchmal sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ich erinnere mich gut an eine Situation vor vielen Jahren, als ich von morgens um 8 bis abends um 9 gearbeitet habe und trotzdem immer noch etwas zu tun war. Ich schilderte die Situation meiner Mentorin, sie hörte zu und stellte nur eine Frage: Arbeitet dein Team genau so viel wie du? Schon lag die Lösung meines Problems auf der Hand…
  • Ein Mentor kann dem Product Owner eine andere Perspektive bieten, ihn inspirieren, herausfordern und neue Ideen anregen. Gerade andere Sichtweisen sind außerordentlich wichtig. Vor einigen Jahren war ich ziemlich frustriert, weil ein Projekt sehenden Auges auf eine Wand zu lief und sich niemand um eine Kurskorrektur kümmerte. Mein Mentor meinte nur trocken: „Ich sehe ebenfalls die Wand. Diese Wand ist aber noch 50m entfernt. Davor kommt für unser Unternehmen noch eine Schlangengrube, ein Wirbelsturm und eine defekte Hängebrücke über eine Schlucht. Wenn wir nicht zunächst diese Feuer löschen, müssen wir uns über dein Projektproblem keine Gedanken mehr machen.“ Eine andere Perspektive kann auch zur Kalibrierung der eigenen Wahrnehmung führen.
  • Ein Mentor kann dem Product Owner ein vertrauensvoller Ansprechpartner sein, der ihm zuhört, versteht und unterstützt. Er kann ihm auch helfen, mit Konflikten, Stress oder Frustration umzugehen. Manchmal muss man sich mal „auskotzen“ und will das nicht gegenüber dem Team oder seinem Chef machen. In einer derartigen Situation kann ein Mentor helfen, zunächst „Dampf abzulassen“ und anschließend Lösungen für das zugrundeliegende Problem zu suchen.

Wie könnte ein Mentoring aussehen?

Es gibt kein allgemeingültiges Rezept für ein erfolgreiches Mentoring für Product Owner. Jede Mentoring-Beziehung ist individuell und hängt von den Bedürfnissen, Zielen und Erwartungen der Beteiligten ab. Aber es gibt einige allgemeine Tipps, die helfen können, das Mentoring effektiv und angenehm zu gestalten:

  • Sprich mit deinem Mentor über eure Ziele und Erwartungen: Was möchtest du als Product Owner mit dem Mentoring erreichen? Was möchte dein Mentor vom Mentoring haben? Wie oft wollt ihr euch austauschen? Wie lange soll das Mentoring gehen? Wie wollt ihr euch Feedback geben und bekommen?
  • Such dir einen passenden Mentor aus: Entweder du suchst eine Person, mit der du dich gut verstehst, mit der du ähnliche Werte teilt und die die Erfahrungen und Kompetenzen hat, die du brauchst oder anstrebst. Hier könnte man sagen „been there, done that“ - und das ist wichtig, das unterscheidet m.E. auch einen Mentor von einem Coach. Oder aber du suchst eine Person, die gerade eine völlig andere Sichtweise hat und dich daher kontinuierlich challenged. Egal welche Variante du suchst, schau in jedem Fall, ob dein Mentor genug Zeit und Lust hat, sich mit dir zu beschäftigen.
  • Sei aktiv beim Mentoring: Das Mentoring ist eine tolle Chance für dich, aber du musst sie auch nutzen. Mach dich bereit für die Treffen, frag nach, gib Feedback, denk über deine Lernschritte nach und setz um, was du gelernt hast. Reflektiere auch regelmäßig, ob Mentoring allgemein oder ein bestimmter Mentor weiterhin zu dir passt. Wenn du zu einem gegenteiligen Schluss kommst, ist es auch eine Frage des Respekts gegenüber deinem Mentor, das Mentoring höflich zu beenden.

Wie findest du einen geeigneten Mentor?

Wie findest du einen geeigneten Mentor? Nun, zunächst solltest du Klarheit darüber haben, was du dir von deinem Mentor erhoffst. Willst du von seinen Erfahrungen profitieren, Feedback zu deiner täglichen erhalten oder andere Perspektiven kennenlernen? Anschließend schreibst du alle Personen auf, die zu diesem - noch unscharfen - Profil passen. In einem dritten Schritt machst du dir Gedanken über die Frage intern / extern, also ob ihr im gleichen Unternehmen arbeiten solltet, oder gerade nicht, oder ob es keine Rolle spielt. Beispielsweise würde das Ziel „Feedback zu täglicher Arbeit“ eher auf einen internen Mentor hinweisen, „vertrauensvoller Ansprechpartner“ könnte eher auf einen externen Mentor deuten. Und schließlich fragst du deine potenziellen Mentoren, ob sie bereit für eine Mentor-Mentee-Beziehung wären und was sie sich davon versprechen - das klassische „what’s in it for me“. Das ist echt keine Raketenwissenschaft, nur musst nur die Initiative ergreifen, von alleine passiert in der Regel nichts.

Reicht ein Mentor? Oder brauchst du 10? Tja… lass mich mit 2 Gedanken antworten. Wenn du einen Mentor vor dem Hintergrund „Erfahrung“ suchst, also das Thema „been there, done that“, solltest du dir bewusst sein, dass die wenigsten Menschen (und auch Mentoren) in allen Themen exzellent sind. Insofern kann es durchaus sinnvoll sein, für unterschiedliche Themen unterschiedliche Mentoren zu suchen. Gleichzeitig würde ich vermeiden, für das gleiche Thema mehrere Mentoren zu suchen - das führt üblicherweise nur zu Verwirrung. Schließlich kommt es auch auf die Zeit an, die du investieren kannst. In der Regel ist es ja nicht mit einem Kaffeeklatsch alle 2 Wochen getan, sondern aus den Gesprächen purzelt jede Menge Arbeit für dich raus. Wie heißt es so schön: „when you knock at the door opportunity, don’t be surprised if work answers“. Insofern gilt tendenziell bei der Anzahl der Mentoren „weniger ist mehr“.

Fazit

Um nun noch einmal auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Braucht ein Product Owner einen Mentor? Nein. Aber ein Mentor kann die Entwicklung eines PO drastisch beschleunigen. Nun liegt es an dir, zu überlegen, ob du einen Mentor brauchst!

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