Warum gibt es so viele Methoden?

mindset Mar 29, 2021
 

Warum gibt es eigentlich so viele Methoden, die eigentlich mehr oder weniger das Gleiche bewirken? Kann man nicht EINE Methode entwickeln, die immer passt? Quasi als best practice? 

Ich verstehe zwar das Ansinnen nach Einfachheit, den Wunsch nach Komplexitätsreduktion. Dennoch halte ich es in den meisten Fällen für sinnvoller, nicht ein Multifunktionswerkzeug zu haben, sondern einen Werkzeugkasten voller Spezialwerkzeuge. Warum das so ist, erfährst du in diesem Video. 


Transkript des Videos (automatisch erzeugt, bitte entschuldige mögliche Fehler) 

Heute gehts darum. Ein Hammer. Warum eigentlich? Naja, mir wurde in den letzten Tagen immer mal wieder eine Frage gestellt, die mich schon sehr beschäftigt hat. Es gab Leute, die mich gefragt haben: "Nico, warum gibt's eigentlich im Bereich der digitalen Produktentwicklung oder ganz allgemein im Bereich des Projektmanagements so viele Methoden, so viele unterschiedliche Methoden? Kann man das nicht vereinheitlichen? Kann man nicht einfach ein Vorgehensmodell definieren? Sowas wie Best Practices. Und das nutzt man dann immer wieder und immer wieder."  

Ja, und meine typische Antwort auf diese Frage ist immer: If the only tool you have is a hammer every problem looks like a nail.  

Und damit will ich das vielleicht noch ein bisschen erläutern. Denn ich verstehe ja durchaus den Wunsch nach einfachen Lösungen. Warum ist das eigentlich so kompliziert? Geht es nicht auch einfach? Ja, ich verstehe das. Nichtsdestotrotz: Wir leben irgendwie in einer komplexen Welt. Und gerade das Thema Softwareentwicklung oder die Entwicklung digitaler Produkte ist komplex. Und insofern kommt man in solchen Situationen auch mit einfachen Lösungen nicht wirklich weiter.  

Vielleicht um das auch nochmal ein bisschen transparent zu machen: Selbst sowas hier. So ein Hammer. Wenn du da mal ein bisschen weiter drüber nachdenkst. Selbst so etwas Simples wie: "Das Aufhängen eines Bildes" ist ja dann nicht immer mit einem Hammer und einem Nagel getan. Da geht's ja schon los. Wie lang muss denn der Nagel sein? Wie dick muss der Nagel sein?  Kommt drauf an! Worauf? Naja, auf die Art des Bildes, die du aufhängen willst. Je nachdem, wie der Untergrund beschaffen ist, hilft dir auch gar nicht der Nagel, sondern du brauchst die Schraube.  Eine Holzschraube, wenn du irgendwie ein Bild in einer Holzwand befestigen willst. Oder aber du hast eine Betonwand und auf einmal brauchst du nicht nur eine Schraube, sondern dazu auch noch einen Dübel. Oder du hast so eine Leichtbau Wand, Rigips, und auf einmal brauchst du nicht mehr den ganz normalen Dübel, sondern einen Dübel für Leichtbauwände und zack: Bei so etwas simplen wie "Ich will ein Bild aufhängen!" entfernst du dich von der einfachen Lösung, nämlich Hammer und Nagel, und bist ruckzuck in einer -ich sag mal - mini komplexen Welt, wo du dir schon Gedanken machen musst: Was ist eigentlich mein Problem? Wie groß ist das Problem? Wie ist mein Untergrund beschaffen? Wie kriege ich am Ende das Bild sicher an die Wand.  

Also das war so ein bisschen ausgeholt. Ich hoffe, so ein bisschen aus dem praktischen Leben erzählt, aber die Quintessenz ist: Du brauchst das richtige Werkzeug, die richtige Methode, für das jeweilige Problem. Unterschiedliche Probleme führen zu unterschiedlichen Werkzeugen, zu unterschiedlichen Methoden.  

Es gibt allerdings auch noch einen anderen Aspekt. Und der ist mir genauso wichtig. Das hängt so ein bisschen von dem Blickwinkel ab. Denn wenn ich über die Entwicklung digitaler Produkte spreche, dann habe ich eigentlich immer den Blickwinkel, dass ich vom Problem über mögliche Lösungen hin zu der besten oder der geeigneten Lösung komme. Und insofern: Ich suche für ein Problem eine Lösung. Also die Lösung, die ich suche, soll zu dem Problem passen. Und Methoden sind am Ende ja nichts anderes als Lösungen für bestimmte Probleme. Also wenn ich über so etwas wie Softskills spreche und überlege, wie kann man denn besser delegieren, dann sind unterschiedliche Methoden der Delegation ja nur Problemlösungen für das Problem: Wie schaffe ich es - keine Ahnung - mein Team zu motivieren. Wie schaffe ich es, Arbeit zu verteilen? Wie schaffe ich es, mein Team zu qualifizieren? Was auch immer da jetzt wirklich das Problem sein mag.  

Und der andere Blickwinkel ist natürlich: ich komme von der Lösung und suche das Problem. Das heißt, ich habe hier irgendwo eine Lösung oder hier: Ich habe eine Lösung, nämlich einen Hammer, und suche jetzt dazu das passende Problem. Und ja, das funktioniert natürlich auch. Ich habe hier eine Methode und es gibt immer wieder Probleme, die ich mit dieser Methode erschlagen kann. Es gibt da nur eine Gefahr. Die Gefahr besteht nämlich darin, dass ich unter Umständen Probleme löse, die gar nicht so relevant sind. Ja, das sind Probleme. Und ja, ich kann sie auch mit dem Hammer lösen. Aber es sind vielleicht nicht die entscheidenden Probleme. Und mit diesem Ansatz "Habe Lösung - suche Problem" gehe ich das Risiko ein, Probleme zu lösen, die gar nicht so kritisch sind, so entscheidend sind.  

Das meine ich mit einem anderen Blickwinkel: Komme ich vom Problem zur Lösung oder komme ich von der Lösung zum Problem? Aus meiner Sicht ganz klar: immer mit den Problemen anfangen und dann die dazu passende Lösung suchen.  

So was heißt das jetzt? Lass uns nochmal zurück zur Frage gehen: Warum gibt es eigentlich so viele unterschiedliche Methoden? Warum kann es nicht die Best Practice geben, die immer passt? Okay. Ganz einfach: Unternehmen sind unterschiedlich, Produkte sind unterschiedlich, Menschen sind unterschiedlich. Es kann bei so viel Unterschieden nicht die eine Lösung geben, die immer passt. Und insofern: ein Standardvorgehen ist einfach nicht geschickt. Viel besser ist es, wenn du dir einen Methodenbaukasten aufbaust oder auch einen Werkzeugkasten aufbaust, wo du viele unterschiedliche Methoden und Werkzeuge drin hast und dann je nachdem wie dein Problem aussieht, das passende Werkzeug aus deinen Methodenkoffer rausholst und das Problem löst.  

Viel Spaß dabei!   

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