Deine Teammitglieder sind dein wichtigstes Kapital

leadership team Sep 26, 2022
 

Deine Teammitglieder sind dein wichtigstes Kapital. Ich weiß, der Satz klingt ein wenig abgedroschen. Aber nicht, weil er falsch ist, sondern weil die meisten Unternehmen ihn wie eine Monstranz vor sich hertragen, aber nicht danach handeln. Überleg doch mal: Als Product Owner willst du ein cooles Produkt entwickeln. Du willst deine Anwender glücklich machen. Du willst einen Nutzen stiften. Du willst die Welt retten. Du willst eine Delle ins Universum hauen. Wie auch immer, irgendwas willst du erreichen. Womit kannst du dieses Ziel erreichen? Was brauchst du dafür? Eine IT Infrastruktur, also Rechner, Internet, Cloudservices? Ja. Ein geiles, motiviertes Team? Ja. Und dann? Ganz lange nichts. Dein Team ist essenziell für den Erfolg deines Produktes und damit auch für deinen Erfolg.

Diametral entgegengesetzt zu dieser Relevanz ist der Aufwand, der üblicherweise für die Zusammenstellung des Teams investiert wird. Manchmal habe ich den Eindruck, dass intensiver über Jira versus Asana nachgedacht wird, als über die richtigen Teammitglieder. Wer nicht bei drei auf dem Baum ist, darf bei dir mitmachen.

Das ist eine Katastrophe. Du brauchst nicht irgendwelche Kollegen, du brauchst A-Mitarbeiter. Du brauchst die Kollegen, die die Extra-Meile gehen. Es gibt ein Konzept, welches in Deutschland von Professor Knobloch populär gemacht wurde. Er teilt Mitarbeiter in A-, B- und C-Mitarbeiter ein. A-Mitarbeiter bringen dich vorwärts, sie setzen sich ein, sie sind motiviert. B-Mitarbeiter machen ihren Job. Du gibst ihnen einen Aufgabe und sie wird erledigt. Eigene Ideen oder Initiative solltest du eher nicht erwarten. Und schließlich C-Mitarbeiter… sie bremsen dich aus, kosten nur Energie und Aufmerksamkeit und leisten keinen Mehrwert.

Lass mich dieses Konzept mal mit zwei Beispielen erläutern. Ihr entwickelt eine Diät App. Die Zeitung Brigitte veranstaltet ein Event und das schnellste Team über 100m wird prominent in der nächsten Ausgabe gefeatured - genau eure Zielgruppe. Die A-Teammitglieder tragen sich den Termin in den Kalender ein, kaufen sich Sportklamotten und Sprint-Schuhe mit Spikes. Bis zum Event trainieren sie jeden Tag - den Start aus den Startblöcken und den eigentlichen Sprint. Am Tag des Events sind sie eine Stunde früher da, ziehen sich um, machen sich warm, proben noch einmal den Start. Der Startschuss kommt und sie geben Vollgas. 100m Attacke. Anschließend lockeres Auslaufen und selbstverständlich nehmen sie an der Siegerehrung teil. Das sind die A-Teammitglieder. Kommen wir zu den Bs. Die B-Teammitglieder tragen sich den Termin ebenfalls in den Kalender ein. Sie finden im Schrank ein paar alte Sportklamotten und Sneaker. Am Tag des Events kommen sie 5 min vor dem Startschuss und schlendern zu den Startblöcken. Startschuss! Sie geben Vollgas… stellen aber nach 10m fest, dass so ein Sprint ganz schön anstrengend ist. Daher joggen sie locker die verbleibenden 90m bis ins Ziel, klatschen kurz mit den Kollegen ab und fahren wieder nach Hause. Der C-Kollege sagt dir, dass er selbstverständlich teilnehmen wird. Aber er trägt sich den Termin nicht in den Kalender ein. Am Tag des Events bist du auf der Suche nach ihm - wo steckt er nur? Du telefonierst ihm hinterher: „Oh sorry, heute ist das? Habe ich vergessen, tut mir leid, ich bin schon auf dem Weg“. Eine Minute vor dem Start schlägt er auf dem Sportplatz auf und über Sportkleidung musst du dir gar nicht erst Gedanken machen. Der Startschuss wird nochmal einige Minuten verschoben, damit er teilnehmen kann. Endlich geht’s los. Er fängt locker an zu traben und entdeckt nach wenigen Metern seinen Kumpel Karl-Heinz unter den Zuschauern. Er verlässt die Strecke, geht auf Karl-Heinz zu und beide fangen an zu schnacken.

Kennst du derartige Kollegen? Vermutlich schon, oder? Übrigens sind ungefähr 15-20% aller Mitarbeiter die sogenannten A-Player, 60-70% B-Teammitglieder und 15-20% stehen aktiv auf der Bremse.

Noch ein Beispiel aus dem echten Leben: Wir standen kurz vor dem Go-Live eines neuen Systems. Die Einführung war für Sonntag morgen 2 Uhr geplant, um den laufenden Betrieb nicht zu stören. Das gesamte Projektteam war um Mitternacht im Büro, nur nicht Heinz, der fachlich Verantwortliche - unser Auftraggeber. Okay, bei der Systemumstellung kann er eh nichts machen, das war ein eher technisches Prozedere. Wir legen los, finden die ersten Fehler, schieben einen Hot Fix hinterher und sind gegen 6 Uhr fertig. Vom fachlich Verantwortlichen keine Spur. Wir schicken Heinz eine SMS und beobachten das System - vielleicht gibt es ja noch einen Schluckauf. Wohlgemerkt: Das ganze Projektteam ist seit Mitternacht im Einsatz. Um 8 Uhr morgens am Sonntag rufen wir Heinz an, seine Telefon ist aus. Wir rufen seinen Vorgesetzten und seine Kollegen an, bekommen seine private Nummer, versuchen es dort - nichts. Um 10 Uhr meldet er sich: „Oh, tut mir leid, ich war in der Kirche, den Go-Live habe ich vergessen, ich komme jetzt“.

Vermutlich lachst du jetzt, weil du dir das einfach nicht vorstellen kannst, aber genau das habe ich erlebt. Typisches C.

Daher: Wenn du ein geiles Produkt entwickeln willst, dann achte bitte darauf, dass du nur A-Teammitglieder hast. Wie du als Product Owner Einfluss auf die Zusammenstellung deines Teams nehmen kannst, habe ich schon einmal in einem anderen Beitrag ausführlich beschrieben, den ich hier verlinke. Insofern nur ein einziger Tip: Frag deine neuen Kollegen, warum sie in deinem Team arbeiten wollen. Ein C-Kollege wird so etwas antworten wie „… weil ich muss… weil mein Chef das sagt… ist mir eigentlich egal…“ C-Kollegen kannst du sofort identifizieren und ablehnen. Ein B-Kollege wird etwas von visionär, Nutzen oder Passfähigkeit der Skills schwadronieren. Wenn du dann etwas tiefer bohrst, stellst du fest, dass er sich weder mit den Zielen noch den Features noch der Technologie beschäftigt hat. Ein A-Kollege ist bestens vorbereitet und erzählt mit leuchtenden Augen, wie du dein Produkt noch besser machen kannst. Wie gesagt, nur ein Mini-Tip, wenn du mehr wissen willst, schau dir meinen anderen Beitrag an.

Deine Teammitglieder sind dein wichtigstes Kapital. Als Product Owner darfst du die Teamzusammenstellung nicht dem Zufall überlassen. Du brauchst A-Teammitglieder, wenn du wirklich etwas bewegen willst. Und du willst etwas bewegen, denn das Leben ist zu kurz, um in beschissenen Projekten zu arbeiten!

Lass uns in Kontakt bleiben!

Melde dich für meinen Newsletter an, um regelmäßig Inspirationen, Informationen und Angebote zum Thema Product Ownership zu erhalten.  Deine Daten werden selbstverständlich nicht weitergegeben.

Ich verschicke kein Spam. Du kannst dich jederzeit abmelden.